Warum brauchen ältere Menschen mehr Unterstützung bei der Stellensuche? Wann ist auf dem Arbeitsmarkt das Verfallsdatum erreicht? Und seit wann reden wir von einem Verfallsdatum? Diesen Fragen sind wir mit Nadine Gembler und Elmar Stracke nachgegangen, einmal aus der Perspektive der modernen Arbeitswelt und einmal aus der Perspektive der Geschichte. Dabei sind wir uns bewusst geworden, welche Altersbilder unseren Alltag prägen, wie sie sich von früheren Altersbildern unterscheiden und welche Ursache sie haben könnten.
Ein Experiment
Elmar Stracke nutzte die Gelegenheit und führte mit den Teilnehmenden der Mittagstafel ein Experiment durch: Er teilte die Teilnehmenden in zwei Gruppen auf und zeigte diesen unterschiedliche Bilder von alten Menschen. Der einen Gruppe wurden Bilder von fröhlichen, sportlichen und lachenden Menschen gezeigt, der anderen Bilder von geplagten, einsamen und zerbrechlichen Menschen. Anschliessend füllten die Teilnehmenden eine Umfrage aus, wie sie das Älterwerden empfinden.
Das Ergebnis? Wer vorher die negativen Altersbilder sah, sah sich deutlich stärker durch die eigene Gesundheit eingeschränkt und durch ihr Alter auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt. Die Probanden der "positiven Gruppe" hielten es hingegen für deutlich einfacher im Alter etwas Neues anzufangen. Gleichzeitig ist die Vorprägung durch unsere Altersbilder zum Glück auch nicht alles. Die "negative" Gruppe legte grossen Wert darauf, dass nicht ihr Alter definiert, wer sie sind. Wie zum Beweis haben sie, anders als erwartet, in der abgefragten Gedächtnisleistung weit besser abgeschnitten als die zweite Gruppe! Es ist also eine Frage der Perspektive und was man aus ihr macht.
Selbstreflexion will gelernt sein
Durch die Konfrontation mit den verschiedenen Altersbildern, denen wir täglich begegnen, reflektierten wir auch über unseren eigenen Altersbilder. Sowohl in der Gruppe als auch im Plenum kamen verschiedene Vorstellungen und Ansichten zur Sprache. Warum gibt es so wenig Durchmischung mit jungen Menschen – so als würde man einen Zaun um die Älteren bauen? Andererseits: Warum halten es Ältere so schwer untereinander aus? Schliesslich kam die Frage auf: Machen wir uns unsere eigenen Altersbilder oder nehmen wir sie uns von der Stange? Und welche Altersbilder stehen uns im Weg? Welche bringen uns weiter?
Zum Abschluss gab es eine Einspielung aus einer Radiosendung aus dem Jahr 2004. Das Schlusswort gehörte der knapp 5-jährigen Philosophin Noëmi: «Mir ist es egal ob ich jung oder alt oder mittel bin. Ich bin froh, dass ich überhaupt hier bin.» Vielleicht sollten wir tatsächlich mehr innehalten und über die Schönheit unseres Daseins reflektieren...
Nadine Gembler
Nadine Gembler ist Personal-Leiterin bei der Christoph Merian Stiftung, HR-Dozentin an der FHNW und Mitglied im Verwaltungsrat der IWB (Industrielle Werke Basel). Sie engagiert sich auf freiwilliger Basis als Mentorin bei Impulse.